Sigrid Wiegand, geb. 9.8.1930 in Berlin-Friedenau, Abitur, kaufmännische Ausbildung, (Universitäts-, Redaktions-)Sekretärin. Bis 1997 im Beruf (kaufm. Leitung der Geschäftsstelle einer psychoanalytischen Fachgesellschaft), seit 1995 berentet. Schriftstellerische Arbeit (z.Zt. Lyrik und Kurzprosa).

Meine Arbeit in der Redaktion der Stadtteilzeitung betrachte ich nicht als "Ehrenamt" (eher schon meine jahrzehntelange Arbeit als Familienmutter von 3 Kindern). Der Begriff "Ehrenamt" ist veraltet, er stammt aus Zeiten, als gut betuchte Frauen sich "nützlich machen" wollten - und dabei gern ärmere Bevölkerungsschichten belehrten, wie sie ihr Leben einrichten sollten, Arbeiterfrauen, wie sie ihren Haushalt zu führen, ihre Kinder zu erziehen hätten etc. ...

Heute gebraucht man eher den Begriff "bürgerschaftliches Engagement", der ja durchaus etwas Positives hat, gern aber auch mißbraucht wird, um Menschen dazu zu veranlassen, umsonst ("ehrenamtlich") Arbeiten zu verrichten, für die man z.B. Arbeitslose bezahlen sollte. Dieser manipulative Charakter des Begriffs Ehrenamt einschl. seiner modernen Formen mißfällt mir. Ich tendiere dazu, genau hinzusehen, wenn wieder einmal das Ehrenamt hoch gepriesen und vorzugsweise Frauen ans Herz gelegt wird.

Meine Arbeit in der Redaktion der Stadtteilzeitung gibt mir Gelegenheit, mich mit meinem Heimatbezirk und seiner Umgebung auseinanderzusetzen, das Leben und die Stadtteilkultur(en) zu betrachten, das heutige Friedenau mit dem früheren zu vergleichen und darüber zu berichten.

Ist das nun "Ehre"? Eher schon Engagement. Vor allem aber ist es eine Freude für mich.

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