Ernst Karbe

Nach meinem Bilderbär-Leben in Friedenau folgt nun mein 4. Leben. Ich bin neugierig, in der Redaktion der Stadtteilzeitung mitzuwirken. Habe dabei vor, Türen zu öffnen – egal wo etwas geschieht.

Zur Zeit tausche ich mich mit Kindergartenkindern über Küchenrezepte aus, bekomme Tipps, wie man mit Schnürsenkeln, Blättern, Kastanien und Regenwürmern eine delikate Suppe kochen kann. Ich höre und lerne von älteren Menschen, wie sie nach dem Ausstieg aus dem Arbeitsleben ihre Freizeit gestalten. Erstaunlicherweise höre ich selten den Satz „ich habe nie Zeit als Rentner“. Ich höre von Aktivitäten, zum Beispiel in der Seniorenfreizeitstätte Stierstraße, wo man zwanglos im Chor mitsingen kann – oder in der schönen neuen Halle des Nachbarschafts-heims, in der sich unter anderem Gymnastikgruppen treffen; zur Gesundung, aber auch zur Freude. Ich erlebe, wie aktiv die Stolperstein-Initiativgruppe in der Stierstraße auf Spurensuche nach ehemaligen jüdischen Mitbürgern ist.

Meine Kreise, ausgehend von Friedenau, werden immer größer. Ich erlebe durch meinen Enkel Robin den lebendigen Crellekiez und das Naturleben in den Schrebergärten auf dem Südgelände. Mit einer Jugendmannschaft von Hertha Zehlendorf bekomme ich hautnah mit, wie die Jugendsprache sich verändert. Nachbarschaftlich gesehen bin ich gespannt, wie die Philippuskirche ihren Dachschaden beheben lässt.

Meine Neugier wächst und ich bin gespannt, was mir hier auf diesem Weg noch alles begegnet.

.
Oktober 2010 Stadtteilzeitung < Inhaltsverzeichnis