Teuere Freunde

Neuer Hundeauslauf auf dem Tempelhofer Feld. Foto: Elfie Hartmann

Hunde in unserer Umgebung

Leere öffentliche Kassen führten 1810 in Preußen zu kreativen Überlegungen, wofür weitere Steuern eingenommen werden könnten. Eine „Luxussteuer“ wurde eingeführt für alles, was man vor 200 Jahren für überflüssigen Luxus hielt.

Die kuriose Luxussteuer, erhoben  u. a. für den Besitz von Klavieren, Katzen, Pferden,  Ziervögeln und für die Beschäftigung von Dienstboten wurde längst wieder abgeschafft. Nur die Hundesteuer ist uns - anders als in den meisten europäischen Ländern -  erhalten geblieben.  Sie wird ausdrücklich nicht für die Beseitigung des Hundekotes erhoben. Wer einen Hund ausführt ist verpflichtet, die Hinterlassenschaften des Tieres unverzüglich zu beseitigen.

Viele Rechts- und Finanzwissenschaftler bezweifeln heute die Rechtmäßigkeit der Hundesteuer. Bürgerinitiativen gegen die Hundesteuer beklagen, dass die Liebe und Zuneigung des Bürgers zu seinem Hund für steuer- und finanzpolitische Interessen missbraucht wird. Nach Ansicht einiger Politiker handelt es sich bei der Hundesteuer um eine Bagatellsteuer. Das würdigt nicht, dass Berlin seit 180 Jahren erheblich von den Hundehaltern  finanziell profitiert. Heute werden in Berlin für annähernd 110.000 Hunde Steuern gezahlt.

Selten haben Hunde oder ihre Halter dafür eine Gegenleistung erhalten. In Grünanlagen darf auch ein harmloser Kleinhund nicht unangeleint laufen. Für Menschen, die nicht in der Nähe eines Hundeauslaufplatzes wohnen, besonders für ältere Menschen, ist es nicht einfach, ihrem Hund artgerechten Auslauf zu gewähren. Das weiß auch das Ordnungsamt und kassiert gerne Rentner ab - auf Anweisung unserer Politiker.

„Dabei sind Hunde nicht nur wichtige Sozialpartner, sie retten Menschenleben, erleichtern und fördern den Kontakt der Menschen untereinander und  stabilisieren  die physische und psychische Kondition ihrer Besitzer. Sie sind willkommene Gäste in Senioren- und Pflegeheimen, unterstützen die Arbeit mit verhaltensgestörten Kindern und vieles mehr“, heißt es in einer Studie der Universität Bonn. Das alles sollte auch bedacht werden, wenn Hunde nur auf ihre ärgerlichen Hinterlassenschaften reduziert werden.

Immerhin hat Tempelhof-Schöneberg bei der Gestaltung des Tempelhofer Feldes auch an eine Hundewiese gedacht. Damit hat unser Bezirk nun mindestens zwei innerstädtische Hundeauslaufplätze, in Berlin eine Seltenheit.

Ach so: Nur zur Klarstellung. Ich selbst hatte noch nie einen Hund.

Renate Birkenstock


Juni 2010  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis