Andere Länder - Andere Sitten / Anregungen von europäischen Nachbarn

Flyer aus Spanien

Stadtplanung auf spanische Art

Als Anwohner/in des Schloßstraßen Kiezes ist man unweigerlich einer ständigen Veränderung des Straßenbildes ausgesetzt. Neue Shoppingcenter, breitere Gehwege, verkleinerte Parks, die Verengung der Fahrbahn...Man wird einfach immer wieder mit Neuerungen konfrontiert bzw. davon überrascht.

Dass es auch anders geht, habe ich bei einem Besuch in Barcelona erfahren. Vor einem öffentlichen Gebäude wurden Flyer verteilt und Passanten informiert und befragt. Der Grund dafür: In diesem belebten Viertel sollte das Straßenbild verändert werden. Die Verbreiterung einer großen und stark befahrenen Straße war der Anlass. Art und Weise der Begrünung, die Fahrradwege oder auch die Frage, ob die Tram in der Mitte oder am Rand der Straße entlang fahren sollte, wurden thematisiert. Hinter der ganzen Aktion standen - die städtischen Behörden! Den Anwohnern wird hier nicht eine Veränderung "übergestülpt", nein, sie können sich aktiv an der Entscheidung beteiligen.

Drei Vorschläge für das zukünftige Straßenbild standen zur Auswahl. Die Abstimmung war per Internet möglich, zudem gab es noch zusätzlich 108 Infostellen im Viertel, in denen ebenfalls abgestimmt werden konnte. Natürlich war es möglich, die Pläne vorher ausgiebig zu studieren, sowohl im Internet als auch an den Infopunkten. Vier Tage lang sollte dann abgestimmt werden können. Dazu berechtigt war jeder, der in Barcelona wohnt und mindestens 16 Jahre alt ist. Ein gutes Beispiel für bürgernahe Stadtplanung!

Zurück nach Berlin. Hier beschränkt sich die Beteiligung der Bürger auf die Möglichkeit, Baupläne / Stadtplanung während einer vorgegebenen Frist im Rathaus einzusehen und dann evtl. Widerspruch einlegen zu können. Die öffentliche Bekanntgabe und Auslage der Pläne wird in der Tagespresse bekannt gegeben, jedoch nicht einmal in allen Berliner Tageszeitungen! So habe ich es bisher noch nicht geschafft, solch eine Ankündigung  für mein Viertel zu lesen und darauf zu reagieren.

Ein bisschen Barcelona wäre auf jeden Fall ein Gewinn für uns alle...

Christine Sugg


Juli 2010  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis