Außergewöhnliches Schultheater
Brüder Grimm mal ganz anders

Beachtlich, was die Grundschule am Rüdesheimer Platz unter künstlerischer Leitung des ehrenamtlichen Autors und Regisseurs Mattias Weißert (Jahrg. 1932) und Herrn Eckstein da an Theaterfreude bei den jungen Akteuren wie Zuschauern hervorbrachte.
So viel Enthusiasmus auf allen Seiten sah ich lange nicht!

Gezeigt wurde das neueste Stück dieses engagierten Stückeschreibers mit dem Titel: "Prinzessin Hochmut". Geschrieben für die 2003 von ihm ins Leben gerufene feste Theater-AG der Grundschule. Die Aufführung ist eine frei überarbeitete Adaption der Grimmschen Geschichte vom König Drosselbart.

In ihrem Kern kann hier die Entwicklung des ichbezogenen Individuums hin zum Gemeinschaftsmenschen gesehen werden. Die Geschichte kommt jedoch erfreulich subtiler daher und bleibt doch in allen Phasen für junge wie ältere Zuschauer so eingehend wie dynamisch. So werden auch menschliche wie gesellschaftspolitische Grundmuster nicht ausgespart und durchaus kritisch und immer mit einem humorvollen Augenzwinkern bedacht.
Das ganze untermalt von phantasievollen Kostümen, gefertigt in aufwändiger Heimarbeit. Den fleißigen Eltern sei dank!

In dieser Aufführung traten nicht weniger als 40 Schüler in der Altersgruppe von 9-12 Jahren auf. Die Hälfte von ihnen hatte bereits Spielerfahrung aus vorhergehenden Stücken des Autors. Erfahrung, die sie auch persönlich mit ihm als Regisseur sammeln konnten. Dieser muss mit Leidenschaft, Konzentration und Durchsetzungskraft bei der Sache sein, um alle Kinder immer mal wieder auf das Drehbuch zu orientieren. Wie er mir versichert; ein Stück Lebenstraum.
Die jungen Schauspieler scheinen genau zu wissen, wem sie sich da verschrieben haben. Man merkt in jeder Phase, dass hier eine vertrauensvolle Liaison zwischen Generationen besteht. Die Aufführung glänzte nicht zuletzt auch aus dem jugendlichen Alter der Schauspieler heraus. Hier konnte man gut beobachten, dass in dieser Altersgruppe Spielen und (Rollen-)Spiel noch untrennbar sind. Die einzelnen Akte wurden durch geschmackvolle musikalische Kompositionen von Hubert Schaeffer akzentuiert. In Text- und Tonfestigkeit der enthusiastischen Sängerinnen und Sänger, sehr überzeugend.

Schade, solche Kulturarbeit hätte durchaus einen breiteren Zugang zur Öffentlichkeit verdient. Immerhin erhält Mattias Weißert in kürze eine Ehrung aus öffentlicher Hand. Seine Wirkungsstätte beantragte für sein ehrenamtliches Engagement die Anerkennung und Ehrung durch den Bezirk. Diese wird ihm nun zu Teil.

B.J. Gerdes

.
September 2008  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis