Alexander Gühloff
(CDU)
Herr Gühloff, Sie sind seit Oktober
2006 Mitglied der BVV und engagieren sich in sechs Ausschüssen. Welche
sind das?
Ich bin Vorsitzender des Ausschusses für Frauen, Integration und
Quartiersentwicklung, Mitglied im Hauptausschuss, Verwaltungsreform,
Gender und Geschäftsordnung; im Ausschuss für Umwelt, Natur und Verkehr
und im Ausschuss für Rechnungsprüfung und finanzielle Beteiligung des
Bezirks. Ferner bin ich Vertreter in den Ausschüssen für Stadtplanung
und für Wirtschaft.
Wenn man Ihren Namen im Internet "googelt",
findet man Sie als engagierten Kämpfer für die Grünflächen im Bezirk.
Wie wichtig ist ein Park oder "gewidmetes Straßenland"
(Cosimaplatz) Ihrer Ansicht nach für die Wohnqualität?
Sehr wichtig, denn jede/r Anwohner/in freut sich doch, wenn er/sie aus dem
Fenster guckt, die kleine Grünanlage auf dem Cosimaplatz sieht und die
Vögel zwitschern hört. Nach der "Pflegeoptimierung" des
Grünflächenamts war von dem schönen Platz nur ein Fragment übrig
geblieben und damit die Aufenthaltsqualität und der optische
Gesamteindruck zerstört.
Es hat in letzter Zeit viele
Verärgerungen der Anwohner bis hin zu blankem Entsetzen und Empörung
über "Pflegemaßnahmen" und überraschende
"Umgestaltungen" gegeben. Die Rodung der Hecke im Cosimapark,
die Schneise im Nelly-Sachs-Park - um nur zwei von vielen Beispielen zu
nennen. Die heftigen Reaktionen zeigen, wie wichtig den Bürgern das Grün
im Wohnumfeld ist. Haben Sie für die Vorgehensweise des Bezirksamtes
Verständnis?
Nicht wirklich. Unabhängig von der Frage, ob die Rodungsmaßnahmen am
Cosimaplatz erforderlich waren, zeigte die Umgestaltung des
Nelly-Sachs-Parks - es handelte sich um eine Ausgleichsmaßnahme - dass
derart massive Eingriffe ohne rechtzeitige und umfassende Information der
Anwohner auf deren Ablehnung stoßen. Dies war an Dilletantismus kaum zu
übertreffen, und da beide Maßnahmen fast zeitgleich durchgeführt
wurden, kann das kaum von Zufall gewesen sein. Aber das Bezirksamt hat
Besserung gelobt und die Hoffnung stirbt bekanntermaßen zuletzt.
Nun argumentiert man mit fehlenden
finanziellen Mitteln, um die Grünflächen instand zu halten. Was wäre
denn Ihr Vorschlag, die Probleme zu lösen?
Unbestritten sind die finanziellen Mittel für die Pflege der bezirklichen
Grünanlagen knapp bemessen. Wichtig ist aber die rechtzeitige
Bürgerinformation, um die Akzeptanz von unpopulären Maßnahmen zu
erhöhen. Ferner sind Pflegevereinbarungen, da wo es möglich und
gewünscht wird, mit Anwohnern und Bürgergruppen anzustreben. Auch die
Möglichkeiten des Sponsorings sind im Einzelfall zu prüfen. Zunächst
stellt sich aber immer die Frage, ob Rückschnitte u. Rodungen überhaupt
bzw. in welchem Umfang erforderlich sind.
Sie sind Vorsitzender des Ausschusses
für Frauen, Integration und Quartiersentwicklung. Können Sie uns mit
wenigen Worten ein Thema nennen, das Ihnen im Moment besonders dringlich
erscheint und wie Sie es lösen würden?
Das ist die Verbesserung der Integrationsmöglichkeiten für Migrantinnen.
Hier sind mehr kostenlose Bildungs- und Orientierungsangebote
erforderlich, um ihnen das Erlernen der deutschen Sprache zu ermöglichen.
Wichtig ist aber auch, sie über die Organisation der Verwaltung, unseres
politischen Systems und unserer Gesellschaft zu informieren und damit ihre
Integrations- und Emanzipationschancen zu erhöhen.
Das Gespräch führte
Renate Birkenstock
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Juni 2008 Stadtteilzeitung
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