Ausstellung in der Nathanael-Kirche am Grazer Platz | ||||
Orchideenträume Kann man in einem kleinen Zimmer, das nur ein Fenster hat, stehen und trotzdem das Gefühl bekommen, man würde die herrlichsten Blüten vor sich haben, ja sogar sie fast riechen? Ja, man kann. Besonders wenn man vor den Blütenbildern steht, die die Malerin Beatrice Schroedter-Ferber gemalt hat. Es sind nicht nur sehr viele Blüten- und Orchideenbilder, die den Betrachter in Sekunden in einen Garten versetzen, und alle Maurern und kleine Fenster um sich vergessen lassen, sondern auch Landschaftsbilder, die eine Szene von einem fernen Land genauso lebendig machen, wie eine Straßenecke im früheren Bayern. In den Bildern schlummern sowohl eine fast wissenschaftliche Präzision in der Wiedergabe der Natur, als auch das Spiel mit den Abstraktionsansätzen. Sie spielt mit diesen beiden Phänomenen innerhalb jeden Bildes so, dass der Betrachter beim Anblick einer Blüte das Gefühl bekommt, dass das zarte duftende Wesen mit strahlenden Farben direkt von ihm steht und zugleich auch von einer fast abstrakten Welt zu ihm spricht. Wie war das Leben dieser Frau mit diesem Schaffensdrang? Beatrice Schroedter-Ferber wurde 1909 in München geboren, sie wechselte in ihren Kinder- und Schuljahren ständig den Wohnsitz und entwickelte dadurch früh ein Talent zum Beobachten alles Neuen und Fremden, das bis ins hohe Alter erhalten blieb. Nach dem Abitur an der staatlichen Elisabethschule in Berlin, begann sie gleich mit dem Studium der Anglistik, evangelischen Theologie und Sport - Kunstgeschichte wurde offensichtlich von ihr aus Liebhaberei nebenbei belegt. Privat holt sie Latein nach, Griechisch lernte sie in Marburg bei ihrem Onkel, dem Pfarrer und Privatdozenten Johann Albers. Sie lernte auch Rudern und Segelfliegen und wechselte ab 1930 an die Universitäten von Freiburg i.Br., Königsberg und schließlich Bonn. Ihre Kunstgeschichtlichen Interessen waren
früh vielseitig angelegt. Ihre Mutter hatte bereits Um die
Jahrhundertwende in Paris Porzellanmalerei gelernt, einer ihr besonders
nah stehende Tante hatte zur gleichen Zeit bei Rodin im Bildhaueratelier
gearbeitet. Ihre Leistungen im Zeichnen waren während der gesamten
Schulzeit mit "ausgezeichnet" bewertet. Am 20. Januar 1934 heiratete sie den
Zahnarzt Dr. Joachim Schroedter, den sie bereits 5 Monate später durch
die Ermordung seitens der SS verlor. Sie gewann dann seelische 1956 konnte sie wieder mit ihrer Mutter
nach Berlin zurückkehren, wo sie um Anerkennung ihrer einstigen
Künstlerkarriere der 30er-Jahre kämpfen musste, bis sie sich mit etwas
finanziellem Erfolg ihrem Hauptinteresse zuwenden konnte: Auf
kunsthistorische Reisen zu gehen und zu malen. Sie reiste nach Mexiko,
Afrika, Italien, Griechenland, Indien, Ägypten und in die USA. Auf diesen
Reisen verkaufte sie oft ihre dort entstandenen Bilder, um sich den
Aufenthalt verlängert leisten zu können. Ein Hauptschaffensort wurde ihr
der Berliner Botanische Garten mit seinen Orchideen-Treibhäusern. Sie
starb im Alter von 98 Jahren in völliger geistiger Frische am 26. Oktober
2007. Ihre Familie überließ nach ihrem Tod ihre Bilder der
Nathanael-Kirche. Der Gemeindepfarrer, Herr Thomas Lübke, stellt nun
diese Bilder in einer dreiteiligen Ausstellung in dieser Kirche aus: Nahid Stürzer . |
||||