Wir würden in vielen Bereichen gern mehr
Männer sehen.
Mehr als 300 ehrenamtliche Mitarbeiter
unterstützen die Arbeit des Nachbarschaftsheimes Schöneberg. Der
größte Teil ist in den Bereichen Hospiz, Besuchsdienste und Theater der
Erfahrung aktiv, darüber hinaus gibt es über 200 ehrenamtliche
gesetzliche Betreuer. Sie alle leisten im wahrsten Sinne des Wortes
unbezahlbare nachbarschaftliche Hilfe. Claudia Fischer koordiniert den
Einsatz ehrenamtlicher Helfer und ist Ansprechpartnerin in allen Fragen,
die die Möglichkeiten ehrenamtlicher Tätigkeiten betreffen.
Frau Fischer, wie beraten Sie Menschen, die
sich für ein Ehrenamt interessieren? Haben sie in der Regel eine feste
Vorstellung, was sie machen wollen?
Das ist ganz unterschiedlich. Manche rufen an, weil sie etwas über eine
ganz bestimmte Möglichkeit, ehrenamtlich zu arbeiten, gelesen haben und
fragen gezielt nach. Andere wollen einfach nur etwas machen. Ich versuche,
im Gespräch herauszufinden, was individuell zu den Ratsuchenden passt.
75 % aller Ehrenamtlichen sind Frauen. Das
entspricht auch dem Bundesdurchschnitt. Wo würden Sie gern mehr Männer
sehen?
Das soziale Engagement wird meistens den Frauen zugeschrieben. Sicher ist
ihnen durch ihre Lebenserfahrung auch vieles vertrauter, z. B. der Umgang
mit Kindern. Wir würden in vielen Bereichen gern mehr Männer sehen, z.
B. im Kindergarten und in der Ganztagsbetreuung der Grundschulen. Aber
auch in unseren Besuchsdiensten und in der Hospizarbeit freuen wir uns
über weitere männliche Unterstützung.
Was können wir unseren Lesern sagen, um
auch die Männer etwas mehr zu aktivieren?
Berührungsängste ablegen, einfach Kontakt mit uns aufnehmen. Wir suchen
ganz normale Menschen, die Spass daran haben, für andere da zu sein. Man
bekommt ja auch immer etwas zurück.
Gibt es zurzeit Bereiche, wo Sie dringenden
Bedarf an ehrenamtlichen Mitarbeitern haben?
Die Ganztagsbetreuung an den Grundschulen ist für uns ein relativ neues
Arbeitsfeld. An insgesamt fünf Grundschulen in Schöneberg, Friedenau und
Schmargendorf hat das Nachbarschaftsheim vor zweieinhalb Jahren die
Ganztagsbetreuung aufgebaut. Bei manchen Kindern ist der Förderbedarf so
groß, dass wir uns über zusätzliche Hilfe in Form einer ehrenamtlichen
Schülerpatenschaft oder Hausaufgabenhilfe sehr freuen. Dieses
Aufgabengebiet könnte auch etwas für jüngere Menschen sein.
Der größte Teil der ehrenamtlich Tätigen
ist zwischen 56 und 74 Jahre alt, gefolgt von den 41-55 jährigen. Der
Anteil junger Menschen bis 25 Jahren ist nur sehr dünn vertreten. Das ist
schade, denn in der Ausübung eines Ehrenamtes kann man sicher auch lernen
und wachsen. Welche Aufgaben können Sie speziell den ganz Jungen
anbieten?
Wir sind dabei eine Kooperation mit der Friedrich-Bergius-Schule
aufzubauen und Schülerinnen und Schülern der zehnten Klasse eine
Engagementmöglichkeit anzubieten, zum Beispiel eben eine solche
Patenschaft für ein Grundschulkind. Sehr gut angenommen von jungen
Menschen wurde auch unser Angebot "Freiwilligendienst". Junge
Menschen zwischen Schule und Ausbildung oder Studium engagieren sich für
mindestens 3 Monate für jeweils 20 Wochenstunden in sozialen
Einrichtungen. Hier gibt es Möglichkeiten, sich auszuprobieren und
wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Das Projekt läuft aber leider nur noch
bis Ende Juni 2008, es wurde für 3 Jahre vom Bundesfamilienministerium
gefördert.
Das Gespräch führte
Renate Birkenstock
Weitere Informationen im Internet unter www.nachbarschaftsheim-schoeneberg.de/ehrenamt/index.shtml
.
April 2008 Stadtteilzeitung
< Inhaltsverzeichnis
|