Menschen in der VHS | ||||
Albert Einstein VHS-Namenspatron E=mc2. Dass diese berühmte Physikformel
für die Äquvalenz von Energie und Masse steht, weiß längst nicht
jeder; dass ihr Urheber, der Nobelpreisträger Albert Einstein, lange
Jahre in Schöneberg gewohnt hat, vermutlich erst recht nicht. Nun
er-innerten die Bezirksverordneten daran, indem sie die VHS
Tem-pelhof-Schöneberg in "Albert-Einstein-Volkshochschule"
be-nannten, was jüngst mit einem Festakt offiziell vollzogen wurde. Grund
genug für das Porträt eines besonders prominenten
"VHS-Menschen". Mit "Neugier, Besessenheit und sturer Ausdauer" hat Albert Ein-stein sein wissenschaftliches Ta-lent erklärt - weniger mit einer außerordentlichen Begabung - und mit einer gehörigen Portion Naivität, um "mich über Raum und Zeit zu wundern". Dieselben Eigenschaften waren für ihn im normalen Leben zuweilen problematisch. Einstein konnte charmant und humorvoll sein, blieb aber privat ein Eigenbrötler mit wenig praktischem Lebenssinn. Mahlzeiten und Alltagsverrich-tungen, aber auch sein Äußeres waren ihm egal - seine ungezähmte Lockenmähne ist von Fotos her weltbekannt. Zwei Mal verheiratet, war Einstein wohl nur mäßig als Familienmensch begabt. Seinen Ehefrauen und den zwei leiblichen Söhnen ge-genüber gebärdete er sich oft als Tyrann. Wissenschaftlich feierte er hingegen Erfolge, die ihn zuweilen selber in Erstaunen versetzten. Nach Zwischenstationen in Prag und in der Schweiz berief ihn 1913 die Preußische Akademie der Wissenschaften zum Mit-glied. Einstein zog nach Berlin; die Familie verließ ihn bald. 1917 wird er während einer schweren Krankheit von der Kusine versorgt, die in der Schöneberger Haberlandstraße wohnt. Sie heiratet Einstein 1919; er bezieht das legendäre Turmzimmer, ein Studierstübchen, in das die Ehe-frau ohne seine Einwilligung keinen Einlass erhielt. Im selben Jahr wird Einstein weltbekannt, als as-tronomische Forschungen die Richtigkeit seiner theoretischen Erkenntnisse beweisen. 1921 er-hält er den Physik-Nobelpreis. Neben der Physik galt Einsteins Passion der Musik und dem Se-geln, das er seit 1929 in Caputh, bald aber an der Küste vor Long Island praktizierte. Denn von seinem letzten USA-Besuch 1932 kehrte er in weiser politischer Vo-raussicht nicht nach Deutschland zurück. In Princeton fand er als Forscher ein neues Handlungs-feld - dennoch war es für ihn "eine Verbannung ins Paradies." Bei aller Zurückgezogenheit seines Arbeitens spielte er in der veröffentlichten Meinung immer wieder eine herausragende Rol-le. So 1939, als er einen Brief an den US-Präsidenten Roosevelt mit unterzeichnete, der empfiehlt, einer Entwicklung von Atomwaffen durch Hitler-deutschland zuvorzukommen. Später hat der Pazifist Einstein diese Unterschrift bedauert und zugleich dementiert, dass seine wissenschaftlichen Erkenntnisse die Entwicklung solcher Waffen erst möglich gemacht hätten. Als Einstein, der bis an die Gren-zen von Raum und Zeit zu denken verstand, 1955 starb, war es ihm nicht gelungen, seinen le-benslangen Traum von der Ver-einigung aller physikalischen Theorien in einer "Weltformel" zu verwirklichen. Dennoch gilt bis heute das von seinem For-scherkollegen Niels Bohr geäußerte Urteil: "Durch Albert Ein-steins Werk hat sich der Horizont der Menschheit unendlich er-weitert, und gleichzeitig hat un-ser Bild vom Universum eine Ge-schlossenheit und Harmonie er-reicht, von der man bisher nur träumen konnte." . |
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