Etwas Steglitzer Ortsgeschichte | ||||
Die Treitschkestraße - ein
Orientierungsproblem
Seit Jahren ist in Steglitz der Name eines
umstrittenen Herrn Anlass wütender Auseinandersetzungen: Treitschke. Eine
Straße und der angrenzende Park tragen diesen Namen. Es weist auf eine
gewisse Bedeutung und Wertschätzung der genannten Person hin und kann
durchaus als öffentliche Ehrung verstanden werden. Zu großem Einfluss und Popularität
verhalfen ihm seine überragenden sprachlichen Fähigkeiten. Er forderte
persönliche Freiheit und Gleichheit und kämpfte gleichzeitig gegen
demokratische Volksvertretungen, war Gegner von Sozialdemokratie und
Sozialismus, war gegen Bismarck und für ihn. Spät wurde er Verfechter
einer imperialistischen Weltmachtpolitik. Seit Jahren will eine Bürgerinitiative die
öffentliche Ehrung des Herrn von Treitschke beenden und strebt die
Umbenennung der Treitschkestraße in Kurt-Scharf-Straße an. Unterstützt
durch SPD und Grüne des Bezirkes scheiterte in der letzten
Legislaturperiode Januar 2003 der Antrag durch fehlende Zustimmung der CDU
und FDP. Aktuell bildet die CDU nun mit den Grünen eine
Zählgemeinschaft. Sie vereinbarten, künftig eine Arbeitsgruppe zur
Geschichte des Bezirkes einzusetzen. Ein-bezogen wird ein Gesandter der
Jüdischen Gemeinde. Der CDU-Kreisvorsitzende Michael Braun will eine
intensive Auseinandersetzung Herrn Treitschke betreffend und "keine
Entsorgung von Geschichte". Hinweisschilder zu Treitschke werden
aufgestellt, Bürger befragt und zum Ende der Legislaturperiode wird
Bilanz gezogen. Irmgard Franke-Dressler, die Fraktionsvorsitzende der
Grünen in Steglitz-Zehlendorf, spricht von einem "Prozess der
offenen Geschichtsaufarbeitung" mit dem bereits formulierten Ziel:
"Wir sind für eine Umbenennung". Eindeutig äußert sich der
SPD-Politiker Dr. Michael Arndt: "Die Namen von Antisemiten haben im
Berliner Straßenland nichts zu suchen, genauso wenig wie
nationalsozialistische Symbole". Ein Straßenschild dient der regionalen Orientierung und dokumentiert darüber hinaus öffentliches Bewusstsein, Zeitgeist sowie aktuelle Machtverhältnisse. Wie sich gewählte Christdemokraten der CDU-Fraktion in der BVV Steglitz-Zehlendorf orientieren, sollte auch künftig nachgefragt werden. Annetta Mansfeld . |
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