Portrait: Donato Plögert
Aus dem Leben geschöpft - in Lieder gegossen

So also sieht ein Evergreen aus. Groß, meist ein strahlendes Lächeln auf den Lippen, herzlich zu-gewandt: Donato Plögert, der in der Presse bereits "Enkel von Harald Juhnke" genannt wurde.

Doch Donato Plögert ist schon einen Schritt weiter: Ihm gelingt es, aus dem täglichen Berliner Einerlei Stoff für Chansons zu gewinnen, die im Stil an jene unvergänglichen Lieder von Claire Waldoff und ihren Kollegen erinnern, wäre da nicht bei jedem Text, eingebettet in heitere und besinnliche Betrachtungen, dieses gewisse Etwas im Thema, das den Zuhörer aufhorchen lässt. Dieses "Da stimmt was nicht - Moment mal - worum geht es denn hier...?"

Aber fangen wir von vorne an. Eine sonnenbeschienene Küche mitten in Friedenau, auf dem Tisch mein Aufnahmegerät, das gerade versagt hat. "Wir nehmen meines", tröstet mich Donato, "damit nehme ich immer meine neuen Lieder auf." Das ist doch ein gutes Omen. Wie geht denn die Arbeit überhaupt vor sich, bis schmissige Texte und Melodien zu einem Lied verschmolzen sind? Die Themen findet Donato Plögert in seinem unmittelbaren Umfeld. Und dann? "Dann lege ich mich auf den Teppich, kraule meine Katze und nehme ihre Ruhe und Gelassenheit auf. Und dann schreibe und singe ich." So einfach ist das also.

Na nu sagen Sie mal, wie das alles begann? "Och, das ist doch uninteressant. Mich interessiert viel mehr die Gegenwart." Ja, aber die Entwicklung und so? Journalismus, ein Polizeiorchester, lange nur Chansons der 20er, 30er Jahre gesungen, aber "Es gibt viele Künstler, die leben in der Vergangenheit, aber ich finde immer schöner, was kommt. Das Vergangene ist zwar da, aber ich kann's ja nicht mehr ändern." Da kommen wir Donato Plögert auf die Spur. Ein wenig Veränderung zu bewirken, das interessiert ihn. Das Verhältnis zwischen den Generationen zum Beispiel. Er schreibt viele Lieder über alte Menschen, ihre Gefühle, ihre Gedanken, ihre Ausgegrenztheit - aber er singt auch von ihrem Lebensmut, ihrem Jetzt-erst-recht und Ich-bin-auch-noch-da.

Trotzdem ist es doch spannend zu erfahren, dass Donato entdeckt wurde von Gordy (von Mary und Gordy); so kam er an das Hamburger Schmidt-Theater in die Schmidt-Mitternachtsshow; es gab Erfolge auf internationalen Songfestivals von Malta bis Mazedonien, und mit der ersten deutschen Ballade über Aids kam er in die ZDF-Hitparade. "Wohin ich auch komme, die Leute können den Text mitsingen, und ich denke, es ist doch schöner, so ein Lied zu haben, als eines Tages mit Hossa, Hossa in die Kiste zu fallen."

Gesellschaftskritische Texte im Berliner Dialekt, das ist die Marktlücke, die Donato Plögert für sich entdeckt hat; und er steht so sehr dahinter, dass er Angebote, mit den traditionellen Chansons aufzutreten, inzwischen ausschlägt, obwohl es auch in seiner Branche mit dem Reichwerden - besonders, wenn man so freundlich und zurück-haltend ist wie dieser Sänger - nicht weit her ist. Donato bleibt sich lieber treu. "Irgendwann kennt jeder alle Lieder von Otto Reutter oder Claire Waldorff, das sind schöne Lieder, aber Berlin hat sich ja weiterentwickelt, und dazu gehört eben auch die größte Minderheit des deutschen Volkes, nämlich die alten Leute. Und ich werde so oft gefragt, warum ich soviel über sie schreibe. Dann sage ich immer, das sind die interessanteren Leute. Ich gehe mit den Liedern über die dementen Alten zu den jungen Leuten, und singe dafür dann über die junge Frau, die Alkoholikerin ist, der Mann hat keinen Job, und wie sie mehr und mehr in die Abhängigkeit gerät - das singe ich dann vor den alten Leuten, damit sie sehen, die Jungen haben es auch nicht so leicht. Das Generationsvermittelnde, das stelle ich eigentlich in den Vordergrund."

Dafür bekam er kürzlich den Theatertaler vom Berliner Theaterclub, den vierten schon. Und dann schließt sich der Kreis seiner Interessen: Bei dieser Gelegenheit sang Donato ein Lied, (das übrigens bei der Lesung unserer Stadtteilzeitung Premiere hatte!), das von zwei öffentlich turtelnden, schmusenden, lebens-frohen Alten handelt - wie sich am Ende erst herausstellt: "Dass die sich das trauen - diese Frauen!" So wird man ein Evergreen, da bin ich sicher.

Zu den Generationen gehören natürlich auch die Kinder. Donato Plögert engagiert sich für einen Schöneberger Kindergarten in der Fuggerstrasse, der aidskranke Kinder betreut, unter schwierigen Umständen: "Die Kinder können vormittags nicht auf öffentliche Spielplätze, wegen der „Ansteckungsgefahr“ für andere Kindergruppen, und weil sie keinen Spielplatz im Hof haben, müssen sie also auch bei gutem Wetter drinnen bleiben." So was trifft Donato Plögert tief, da muss er was tun. "Wir sagen immer, Kinder sind unsere Zukunft - und wenn sie nicht gesund sind, dann gilt das plötzlich nicht mehr?!!"

Aber wie gesagt, man kann ja etwas tun, und wer sich anhören will, wie sich Berlin und seine Chansons verändert haben, der kann zum Bilderbären gehen, der exklusiv für Friedenau Donato Plögerts neue CD vertreibt: "Mittenmang". 2 Euro pro verkaufter CD gehen an seinen HIV-Kindergarten.

Und wer unter Ihnen, geschätzte Leser, herausbekommt, wo in Friedenau das Cover der CD fotografiert wurde (siehe Foto oben), der kann am Samstag, den 14. Oktober Schlag 12 Uhr beim Bilderbären, Fregestraße 74, an der Auslosung eines signierten Exemplars von "Mittenmang" teilnehmen - der Künstler ist anwesend! Außerdem tritt Donato Plögert im Opernpalais Unter den Linden auf: Samstag, 4.11. und Donnerstag, 7.12., 20.00 Uhr (Tel.: 202683).
Viel Vergnügen!

Sanna v. Zedlitz

www.donatoploegert-fanpage.de

Oktober 2006  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis