Kiez im Quadrat
Als im Sommer 2004 zwei junge Frauen, die sich durch ihr
Engagement für den Dürerkiez kennengelernt hatten, auf der Terrasse zusammensaßen und über ein ungewöhnliches Papierformat nachdachten, konnten sie nicht ahnen, dass ihren Ideen so viel Erfolg beschieden sein würde. Rabea Richter, Mediengestalterin und Architektin, und Nicole Scott, Mediendesignerin, wollten ihre Berufserfahrung und ihre übersprudelnde Kreativität nicht nur den konkreten Wünschen ihrer Auftraggeber widmen, sondern aus eigenem Antrieb und mit viel zeitlichem Engagement die
Entwicklung ihrer unmittelbaren Nachbarschaft voranbringen. Sie beide waren und sind Mitglieder der Bürgerinitiative Dürerkiez, dem "Künstlerkiez" - auch diese Bezeichnung ist ein Mittel, sich mit dem Heimatbezirk zu identifizieren und auf die beiden findigen Frauen zurückzuführen.
Nach Plakaten für Veranstaltungen der Bürgerinitiative, nach Postkarten mit dem Motto "Kiez mal vorbei" und dem Dürerkiez-plan, in dem die ansässigen
Gewerbetreiben preiswert einen Hinweis auf ihr Geschäft unterbringen können, ist nun eine neue kostenlose Informationsbroschüre auf dem Markt. In jeder, quartalsmäßig erscheinenden, Ausgabe des "KiezOuadrat" soll einer der Künstler, die den Straßen rund um den Dürerplatz ihren Namen
gegeben haben, in Wort und Bild vorgestellt werden. Dazu gibt es Informationen rund um den Kiez. Und das ist erst der Anfang! Am liebsten würden sich Scott und Richter gleich in einem Ladenlokal einrichten, eine Künstlerbibliothek einrichten, Museumsführungen veranstalten, Anwohner mit den Kiezprojekten vertraut machen,
Lesungen, Musikabende und überhaupt Kulturevents aller Art organisieren... "Es wäre schon schön, wenn uns noch jemand ehrenamtlich unterstützen würde", geben die beiden zu. 5.000 Kiezpläne zu falten, ähnlich viele Einleger in das KiezQuadrat zu stecken, die
Broschüren in der Stadt zu verteilen und gelegentlich die Ladeninhaber vom Sinn der Aktion zu überzeugen - das braucht schon viel Enthusiasmus.
"Die positive Resonanz der hiesigen Gewerbetreibenden bestätigt uns", erklärt Nicole Scott ihre
Motivation. Der Verkauf von Anzeigen trägt immerhin den Druck des KiezQuadrats. "Für sich allein
Werbung machen zu müssen, übersteigt die finanziellen Möglichkeiten vieler Gewerbetreibender. Sie freuen sich, an unseren Ideen teilhaben zu können, und haben dadurch weniger Werbeausgaben und einen größeren Verteiler," sagen die Initiatorinnen des informativen Quadrats. Es lässt sich einfach alles auf diese Form
zurückführen - die gleiche Seitenlänge hat etwas berückend
Demokratisches. Ungewöhnlich - ein Markenzeichen eben. Und künftig soll es noch mehr davon geben: Kultur im Quadrat, Kulinarisches, gar Konfekt im Quadrat... Wie gesagt, auch für weitere
Anregungen sind Rabea Richter und Nicole Scott sehr empfänglich.
Nicht, dass es ihnen selbst an Ideen mangelte - eher im Gegenteil. Ihre Mischung aus bürgerschaftlichem Engagement und Professionalität hat etwa zu dem Erfolg geführt, dass die BVV auf dem Dürerplatz einen
Kiezwegweiser bewilligt, bezahlt und aufgestellt hat, der von ihnen verwaltet und gestaltet wird. Gewerbe-treibende können sich hier präsentieren, man findet
Veranstaltungshinweise, Projekte und eben den Kiezplan. "Wir können unsere eigenen Ideen verwirklichen, über die sonstige Auftragsarbeit hinaus. Das ist ein starker Antrieb", sagen die zwei. Natürlich hoffen sie, dass das Projekt wächst und damit eines Tages auch genug Gewinn abwirft, um jemanden für die Verteilung und den Vertrieb verwandter Produkte beschäftigen zu können. Noch ist daran nicht zu denken.
Aber vielleicht gibt es einen tatkräftigen Anwohner, der sich vorstellen kann, auf einem
Spaziergang, verbunden mit einem netten Plausch, die zweite
Quartalsausgabe des KiezQuadrats - jetzt über Lucas Cranach - in Umlauf zu bringen. Oder gibt es geschäftstüchtige Menschen, die es mit dem Vertrieb des faltbaren
"Eierbechers auf Frühlingswiese" versuchen wollen?
Sanna von Zedlitz
www.kiqua.com;
Tel.: 36 46 45 93
Mai 2006 Stadtteilzeitung
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