Sozialkulturelle Arbeit im Nachbarschaftsheim
Al Nadi - Treffpunkt und Beratungsstelle für arabische Frauen

Das Al Nadi, eine Einrichtung unter dem Dach des Nachbarschaftsheims Schöneberg, ist eine zentrale Anlaufstelle für arabische Frauen unterschiedlichster Nationalitäten aus ganz Berlin und wird durch den Beauftragten des Senats von Berlin für Integration und Migration unterstützt. Al Nadi entstand 1979 aus der Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Schöneberg, um den Flüchtlingsfrauen aus dem durch Bürgerkrieg geschädigten Libanon in Berlin-West Orientierung und Integration zu ermöglichen.
Seit 1984 ist das Al Nadi in eigenen Räumen. Das deutsch-arabische Sozialarbeiterinnen-Team, Lina Ganama und Hannah Drexel, bietet arabischen Frauen seine kompetente Beratung in den Bereichen Aufenthaltsrecht, Sozialhilfe, Ehe, Trennung und Scheidung, Kindererziehung, Kita und Schule an.

Lina Ganama, gebürtige Syrerin, war als Ehefrau zu ihrem Mann nach Berlin gezogen. Ihr war klar, dass sie auch in Berlin un-bedingt arbeiten wollte, so wie sie es in ihrer Heimat getan hatte. Dass Sie ihr Studium nicht voll anerkannt bekam, führte sie zum Arbeitsamt, wo sie sich arbeitslos meldete. Deutsch lernte sie an der Volkshochschule und bei ihrem Mann. Sie lernte eine Besucherin des Al Nadi kennen und diese fragte sie, ob sie arabisch Schreibmaschine schreiben könnte. Das war ihr Einstieg bei Al Nadi. Dort lehrte sie junge Mädchen, Teilnehmerinnen eines Mädchenprojekts, arabisch Schreibmaschine schreiben. Eine Schreibmaschine war vorhanden, aber das Lehrmaterial beschaffte sie sich über ihre Eltern in Syrien. Es dauerte einige Zeit - Honorarvertrag, mit Zeitvertrag, über ABM - bis sie fest angestellt ihre Tätigkeit beim Nachbarschaftsheim Schöneberg aufnehmen konnte.

Hannah Drexel studierte Sozialpädagogik, machte danach ihr Praktikumsjahr, davon ein halbes Jahr beim Nachbarschaftsheim Schöneberg im noch jungen Al Nadi. Danach vertrat sie ein halbes Jahr lang eine Kollegin im Erziehungsurlaub im türkischen Frauenladen KIDÖB. Anschließend übernahm sie als Sozialarbeiterin die Fortführung des Mädchenprojekts im Al Nadi. So lernte sie Lina kennen. Die Arbeit mit den Mädchen und Frauen sagte ihr sehr zu und glückliche Umstände führten auch für sie zu einer Festanstellung im Nachbarschaftsheim Schöneberg. Und so kümmern sich beide schon über 18 Jahre um arabische Frauen. Sie organisieren für die Frauen unterschiedlichste Kurse, zum Teil in Zusammenarbeit mit den VHS-Tempelhof-Schöneberg und -Steglitz-Zehlendorf, Deutsch und Alphabetisierung für arabische Frauen, Schularbeitshilfe für Kinder arabischer Herkunft, deutsche Konversation, Arabisch für Kinder, Gymnastik und vieles mehr. Dabei legen sie Wert darauf, dass diese Kurse preisgünstig, mit Kinderbetreuung und am Bedarf der Frauen orientiert sind.

Über Beratung hinaus versuchen sie Kenntnisse über die Stadt, ihr kulturelles Angebot, Ausflugs- und Erholungsmöglichkeiten - eben über das tägliche Leben in unserer Stadt - zu vermitteln und wollen auch ein Treffpunkt zum Reden für die Frauen sein.
Sie haben dabei auch viel von den arabischen Frauen gelernt. Und es erfreut sie, wenn sie erfahren, was sie durch ihre Beratung bei den Frauen an positiven Erinnerungen hinterlassen haben. Viele Frauen der Anfangszeit schwärmen bei Zusammentreffen davon, was ihnen das Al Nadi gegeben hat.
Die ersten Frauen kamen aus den Flüchtlingswohnheimen des Bezirks. Reklame war nicht nötig. Die Mundpropaganda unter den Flüchtlingsfrauen bescherte den Zulauf. Noch heute kommen ca. 250 Menschen in der Woche zur Beratung bzw. zu Kursen, die hier veranstaltet werden.
Natürlich gibt es auch viele ehrenamtliche Helferinnen, darunter einige, die arabischen Kindern und Jugendlichen zu Hause bei den Schularbeiten helfen, um deren Chancen auf einen guten Schulabschluss zu verbessern.

Leider schränken Kürzungen der finanziellen Mittel die Arbeit der beiden engagierten Frauen ein. Sie bitten herzlich um Spenden. Spendenquittungen werden ausgestellt.
Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 100 205 00 ,
Nachbarschaftsheim Schöneberg, Vermerk AL NADI
Spendenkontonummer: 310 61 05.

Al Nadi, Moselstraße 3, 12159 Berlin; Tel 8 52 06 02; Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 9.00 bis 15.00 Uhr

Bärbel Schneider

Juni 2006  StadtteilzeitungInhaltsverzeichnis