Fußball in Schöneberg | ||||
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Schöneberg Beim FC Internationale führt der Fußball Menschen aus über 30 Nationen zusammen Dass die Fußballwoche über einen Fußballverein schreibt, ist normal. Aber warum schreiben die Berliner Zeitung und die taz über den FC Internationale? Und warum die Frankfurter Rundschau? Über einen Kiezverein aus Schöneberg? Was ist das für ein Verein? Gründungsjahr war 1980 - eine Zeit des Umbruchs und des Aufbruchs in der alten Bundesrepublik und in West-Berlin. Es gab eine alternative Szene als Gegenmodell zur etablierten Gesellschaft. Es gab Hausbesetzungen, Bürgerinitiativen und Demos gegen Nachrüstung und AKWs. In Bonn wurden "Die Grünen" gegründet als alternative Partei - und in Schöneberg als alternativer Fußballverein der FC Internationale, aus Enttäuschung über den etablierten Fußballbetrieb, in dem Geld so wichtig war. Von Anfang an war es ein multikultureller Verein - die Spieler, Studenten zumeist, kamen aus 9 Nationen. "NO RACISM" stand auf den Trikots anstelle eines Werbespruchs. Fairness, Toleranz und die Absage an den Kommerz waren die geistige Basis - und natürlich die Leistung, denn man wollte am Ligabetrieb teilnehmen. Die 1. Mannschaft spielte mit erstaunlichem Erfolg. In anderthalb Jahrzehnten stieg sie fünfmal auf bis in die Landesliga. Dort konnte sie sich 10 Jahre lang behaupten. Erstaunlich ist das, weil Inter bis heute seine Spieler nicht bezahlt. Fast alle Vereine in der Landesliga motivieren mit Geld - es gibt Ablöse- und Handgelder, Punkt- und Siegprämien und monatliche Zahlungen. Vor zwei Jahren stieg die Mannschaft in die Bezirksliga ab. Mehr als die Hälfte der Spieler musste ersetzt werden. Neuer Trainer wurde ein ehemaliger Stürmer von Türkiyemspor, dem legendären Kreuzberger Verein, der vor Jahren beinahe in die 2. Bundesliga aufstieg: Erkan Celik. Er will die Mannschaft zurückführen in die Landesliga und am liebsten weiter in die Verbandsliga. "Das sportliche Potenzial haben meine Spieler", sagt er. "Mit Disziplin und Teamgeist können wir es schaffen." Knapp verfehlte die Mannschaft 2006 den Aufstieg. Zu Saisonbeginn gab es 5 Niederlagen in 6 Spielen. "Die Spieler mussten zusammenfinden. Wir haben lange Gespräche geführt", sagt Erkan Celik. Die Umbrüche nach dem Abstieg hatte die Mannschaft noch nicht verdaut. Im Laufe der Saison wurde aus den Spielern eine Mannschaft. Von den letzten 9 Spielen gewann sie 8. Zwei Punkte fehlten am Ende zum Aufstieg. "Wer bei Inter spielt, dem ist eine
nette Mannschaft wichtiger als Punktprämien", sagt Benny. Seit 10
Jahren gehört er zur Mannschaft und schwärmt vom multikulturellen Flair:
"Bei uns lernt man ganz unterschiedliche Menschen kennen. Menschen
aus anderen Milieus mit anderer Wellenlänge." Tayfun lobt den
Mannschaftsgeist: "Wenn wir verlieren, suchen wir keinen Sündenbock.
Wir verlieren gemeinsam, wie wir gemeinsam siegen." Serdar, der
Kapitän, kam vor 5 Jahren zu Inter, weil er sich über nicht gehaltene
Versprechen seines alten Vereins ärgerte. "Hier spielt man, weil es
Spaß macht. Weil man sich wohl fühlt in der Mannschaft." Aufsteigen
wollen die Spieler dennoch. Noch einmal Tayfun: "Man will gewinnen,
wenn man Fußball spielt." Und Erkan Önal, der Ko-Trainer:
"Wenn man aufsteigt, weiß man, dass man alles richtig gemacht
hat." Die vorbildlichen Trainingskonzepte, die Spaß, Gemeinschaft und soziales Lernen in den Vordergrund stellen, sprachen sich unter den Eltern herum. Heute gibt es 28 Jugendmannschaften, mehr als in jedem anderen Verein in Tempelhof-Schöneberg. Seit dem Jahr 2000 wuchs der Verein von 200 auf 700 Mitglieder, bald werden es 1000 sein. Auch bei der Nachwuchsarbeit bleibt der Verein seinen Grundsätzen treu: Fairness und Toleranz. Aus dem FC Internationale wurde ein multikulturelles Vorzeigeprojekt. 30% der Mitglieder stammen aus Migrantenfamilien, mehr als 30 Nationen sind im Verein vertreten. Welche Mannschaft auch immer am 9. Juli das Endspiel der Fußball-WM gewinnt: Beim FC Inter wird es Landsleute des Weltmeisters geben - und der ganze Verein wird sich mit ihnen freuen. Michael Lang FC
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