Firma Breitkreutz Büromaschinen
Serie Gewerbe im Kiez
Dietrich Tietz und seine Maschinen, Foto: Rita
Maikowski
Er mag sie. Er mag sie, seitdem er 1948 im Alter von 14 Jahren die Ausbildung zum
Schreibmaschinenmechaniker begann, ein Lehrberuf, der heute Informationselektroniker
heißt. Die Änderung der Berufsbezeichnung dokumentiert es eigentlich bereits:
Büromaschinen haben eine geradezu revolutionäre Entwicklung erfahren. Doch seine
Zuneigung gilt unverändert Gabriele, Karin, Erika, Mercedes und den anderen Damen, alles
Schreibmaschinen, die in damaligen Zeiten von den Herstellern unter Frauennamen vermarktet
wurden.
Dietrich Tietz, Inhaber der Firma Breitkreutz Büromaschinen in der Hedwigstraße, ist
seinen alten Damen treu geblieben. Er kennt sie in- und auswendig, repariert, pflegt und
wartet sie mit Hingabe in seiner Werkstatt und hält die ganz alten in Ehren, als private
"Museumsstücke", die er Besuchern seines Geschäftes auch gerne zeigt. Und das
Sortiment an gebrauchten Schreib- und Rechenmaschinen, die er auch verkauft, kann sich
sehen lassen.
Als Geselle kam er zu der Firma Breitkreutz, stieg nach der Meisterprüfung in die Firma
ein und führt sie seit Ende der 70er Jahre als Alleininhaber. Seit 1938 residierte die
Firma in Geschäftsräumen in der Rheinstraße 66, der Umzug in die Hedwigstraße erfolgte
Anfang der 70er.
Wer von den geneigten Lesern etwas mitgerechnet hat, müsste nun eigentlich stutzen.
Stimmt, Dietrich Tietz hat das bürgerliche Pensionsalter schon seit einigen Jahren
erreicht. Und was treibt man normalerweise so, als Rentner? Man kümmert sich um den
Garten und legt sich ein oder mehrere Hobbys zu, die die geistige und körperliche
Beweglichkeit trainieren und erhalten. Das sah er anders. Warum sich krampfhaft
Beschäftigung suchen, wenn das, was man mit Liebe und Sachverstand jahrzehntelang
betrieben hat, auch weiterhin gebraucht wird? Man macht einfach weiter. Ein Glücksfall in
der heutigen Zeit, in der immer mehr Menschen, sogar bereits Jahre vor dem Rentenalter,
erfahren müssen, dass sie beruflich nicht mehr gefragt und ihre erlernten Kenntnisse
überholt sind. Die Kunden von Dietrich Tietz sind größtenteils ebenfalls ältere
Herrschaften, die den Umgang mit der modernen Elektronik nicht mehr gelernt haben oder
sich einfach dem Stress nicht aussetzen wollen, sie schätzen die Zuverlässigkeit der
ihnen seit langem vertrauten, zumeist handlichen und leichten Schreib- und
Rechenmaschinen. Aber auch bei diesen "Dinosauriern" (den Maschinen, nicht den
Kunden) hakt es schon mal und da kann dann nur noch einer helfen: Dietrich Tietz.
Vor einigen Jahren hatte sich durch Zeitungsartikel, u.a. im "Stern", bundesweit
herumgesprochen, dass bei der Firma Breitkreutz in Berlin-Friedenau noch
Schreibmaschinenfarbbänder, die seit langem aus dem Sortiment der Papierwarengeschäfte
genommen waren, zu erhalten seien. Ein regelrechter Boom setzte ein, selbst aus dem
Erzgebirge gab es Bestellungen.
Dietrich Tietz hat aber nicht nur ein "Händchen" für seine "Damen".
Ein Blick in die Schaufenster zeigt, dass er auch andere Zuneigungen hegt und pflegt:
Grünpflanzen, vornehmlich solche, die es kühl mögen und sich nicht nur grün
präsentieren, sondern irgendwie etwas Besonderes haben, wie z.B. der Goldefeu mit weißem
Blattrand. Mit seinem "mexikanischen Auto", einem VW-Käfer, Baujahr 1983, auch
eine alte Liebe, forscht er in den Gartencentern in und um Berlin nach neuen Exemplaren.
Und wenn `s bei dem Auto mal hakt, dann gibt es da eine Werkstatt, die sich auf genau
diese alten "Beatles" spezialisiert hat.
Wie beruhigend, dass es diese Experten-Nischen noch gibt.
Rita Maikowski
Breitkreutz Büromaschinen
Dickhardtstraße 61/62
Geschäftseingang um die Ecke in der Hedwigstraße
Tel.: 851 50 73
Februar 2006 Stadtteilzeitung
< Inhaltsverzeichnis
|