Was würde Frau Knöttke dazu sagen?
Wer im Sommer die Hedwigstraße vom Breslauer Platz kam, sah an der Ecke zur Fregestraße
die große weiße Bank des Bilderbären, wo sich meist zwei bis drei gepflegte
weißhaarige Damen gelegentlich auch mal ein Herr sonnten und miteinander
plauderten. Doch seit einigen Wochen findet man die Bank nicht mehr an diesem geschützten
Plätzchen, und auch nach den Damen fahndet man vergebens: Die Bank wurde einige Meter
weiter in die Hedwigstraße gerückt und stand zeitweilig vor dem Kinderhaus, wo sie den
Weg versperrte, besonders, wenn jemand darauf zu sitzen wagte. Hatte da jemand etwas gegen
alte Leute?
Nichts dergleichen, meint der Bilderbär. Es kamen Klagen der Anwohner über
telefonierende Jugendliche um mitternächtlicher Stunde, die dort lautstarke Gespräche
führten, nicht so dezent wie die Alten am Tage. Vor dem Kinderhaus, dachte man, ist die
Bank auch gut aufgehoben und die Tagesbenutzer ebenfalls.
Nein nein, so ist es aber nicht. Die generationenübergreifende Bank, die so viele
Menschen glücklich machte, vagabundiert nun herren- und damenlos ungeliebt dahin. Wir
appellieren an die starken Jugendlichen der Nachtschicht: Rückt die Bank nach beendeten
Telefonaten zurück an den alten Platz und holt sie Euch nachts wieder an die stille
Stelle! Das wäre eine echt coole Geste. Frau Knöttke fände das sicher auch. Und wer
weiß: Vielleicht klebt mal ein Päckchen Pralinen unter der Sitzbank!
Sanna v. Zedlitz
November 2005 Stadtteilzeitung
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