Ehrung für bürgerschaftliches
Engagement
Senatorin Dr. Heidi Knake-Werner verlieh dem Schöneberger
Rainer Thamm am 23. Februar das Bundesverdienstkreuz für sein ehrenamtliches Engagement.
In dieser Meldung sind die klassischen journalistischen "Ws" (Wer? Wo? usw.)
beantwortet. Eigentlich weiß jetzt jeder Leser Bescheid. Oder doch nicht? Denn, was muss
man für ein Mensch sein, um über viele, viele Jahre seine Zeit, seine Nerven und nicht
zuletzt auch sein Geld zu investieren? Wie entsteht die Motivation?
Die Bereiche, in denen sich Rainer Thamm engagiert, lassen sich grob umreißen: Sport,
Soziales und Kinder- und Jugendförderung - und irgendwie hängt alles miteinander
zusammen. Menschen wie Rainer Thamm fangen schon in der Schulzeit an: Der 1942geborene
engagiert sich bei Schulfesten und ist Betreuer bzw. Trainer der D-Jugend im Fußball. Er
ist Schulsprecher und arbeitet - wie sollte es anders sein - bei der Schülerzeitung mit.
Die Jugendarbeit wird zum Schwerpunkt. Ohne Honorar hält er für das Jugendsozialwerk
Referate vor westdeutschen Schulklassen über Jugend, Schulsystem und die
Wirtschaftsordnung der DDR. Seine Spezialität ist die Auswertung von Schnitzlers
"Beiträgen" im Schwarzen Kanal.
Er sucht und vermittelt immer das Gespräch. Von 1978 bis 1990 betreibt er seine
"politische" Jugendfreizeitarbeit, wie er es nennt. Rainer Thamm führt
Gesprächsrunden mit Deutschen und Migranten. Als noch niemand im politischen Mainstream
von Integration redet, spricht er gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus an. Für
Jugendliche aus vielen Nationen organisiert er Fahrten u. a. in die Konzentrationslager
Sachsenhausen, Buchenwald, Theresienstadt. In den Zeiten des Kalten Krieges schuf er
Kontakte zur FDJ und machte Besuche möglich.
So ganz nebenbei hat er zehn Jahre lang die Leitung der Spielgemeinschaft der Berliner
Jugendfreizeitheime im Fußball inne. Dabei macht er sich eine besondere
Bestrafungsmethode zu eigen. Wenn es zu "Vorfällen" gekommen war, stand ein
sofortiger gegenseitiger Mannschaftsbesuch auf der Tagesordnung. Gegen Aggressionen wurde
geredet und Fußball gespielt.
Die Wendezeit verstärkt seine politischen Tätigkeiten. Vor den ersten freien Wahlen
steht er den zukünftig politisch Verantwortlichen mit Rat und Tat zur Seite. Heute liegt
der Schwerpunkt des langjährigen SPD-Mitgliedes in der Kommunalpolitik. Als sachkundiger
Bürgerdeputierter unterstützt er die Entscheidungsprozesse der
Bezirksverordnetenversammlung in Schöneberg-Tempelhof. Natürlich ist er auch noch vor
Ort: Die Entwicklung seines Kiezes in der Crellestraße bis hin zum Kaiser-Wilhelm-Platz
liegt ihm am Herzen. Sein Spezialgebiet ist zur Zeit Hartz IV, wobei Rainer Thamm vielen
Menschen hilft, die Anträge auf Unterstützung auszufüllen.
Für Rainer Thamm ist es selbstverständlich, sein Wissen an andere weiter zu geben. Dabei
fragt er nie: "Was bringt mir das Ganze finanziell?" Mit seiner ruhigen und
selbstlosen Art liegt der Sinn im Helfen und besseren Miteinander und nicht in der
persönlicher Bereicherung. Spaß sollte die Tätigkeit möglichst aber schon machen, dann
klappt es um so besser.
Anett Baron
März 2005 Stadtteilzeitung
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