Lebensgeschichten zwischen
Persilschein und Schwarzmarkt
Wie wird Berlingeschichte von denen erfahren, die nach dem "Kalten Krieg"
geboren wurden? Schöneberger Schüler treffen auf Zeitzeugen der Jahre 1945 - 48.
Das Nachbarschaftsheim Schöneberg und der Waidak Media e.V. sind die Initiatoren dieses
Projektes. Im September 2004 haben sie mit dem Kurs Darstellendes Spiel der
Robert-Blum-Oberschule angefangen zu arbeiten. Die Schüler erklären ihre Motivation für
dieses Projekt erstaunlich klar: sie haben vor, ein Theaterstück über ein Berliner Haus
zu entwickeln, das in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg spielen soll. Die
Nachkriegszeit schien ihnen Generationen entfernt und sie konnten sich nicht vorstellen,
wie die Menschen damals gelebt und empfunden haben. Deshalb wollten die Interviews mit
Zeitzeugen führen, das haben wir dann gemacht.
Einzeln oder zu zweit haben sich die Schüler auf diese Interview vorbereitet. Einige der
Zeitzeugen hatten sie über die Zeitzeugenbörse, bzw. über frühere Projekte kennen
gelernt und auch schon Vorgespräche mit ihnen geführt, andere kamen aus der Familie der
Schüler, bzw. aus dem Bekanntenkreis des Lehrers. Sie waren alle unglaublich gespannt und
offen für diese Arbeit mit den Schülern und hatten sich sehr gut auf die Interviews
vorbereitet. Dadurch war es möglich auch persönliche Fragestellungen einzuarbeiten. So
wurden diese zum Teil sehr anrührenden Interviews für alle Beteiligten ein intensives
Erlebnis.
Die zum Teil 1 ½-stündigen Interviews wurden ausgewertet und daraus eine Szenenfolge
entwickelt. Am 12. Mai wird sie zur Eröffnung der Ausstellung "Time Zero 1945 -
2005" im Jugendmuseum aufgeführt..
Im September werden die Videointerviews zusammen mit Texten und Fotos, die von den
Zeitzeugen mitgegeben wurden, mit historischen Zusatzinformationen bestückt. Das gesammte
Material wird für eine geplante CD-ROM-Produktion nachbearbeitet. Die CD soll im
September im Jugendmuseum vorgestellt werden. Sie ist dann im Rahmen der o.g. Ausstellung
zu sehen. Die CD wird neben diesen Interviews auch die Ergebnisse der anderen am Projekt
beteiligten Gruppen enthalten, als da sind:
die Bunten Zellen
gründeten sich Anfang Januar im Rahmen eines Theaterworkshops des Theaters der
Erfahrungen. Die türkischen und deutschen Teilnehmerinnen haben mit Hilfe von
Theaterimprovisationen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Geschichte
Berlins/Deutschlands und der Türkei in den Jahren 1945 - 48 kennen gelernt und kleine
Szenenfolgen zu diesem Thema erarbeitet, die sie auf der Ausstellungseröffnung
präsentieren werden.
die Jugendband "Waterproof" hat sich, anfangs etwas zurückhaltend, später dann
aber höchst motiviert auf das Experiment eingelassen, Lieder der Kabarettgruppe "die
Insulaner" in die heutige Zeit zu transferieren. Entstanden sind zwei Songs, von
denen einer höchstwahrscheinlich der Titelsong der CD sein wird: "Voll auf die
Freiheitsglocke!". "Waterproof" wird ebenfalls auf der
Ausstellungseröffnung spielen.
die Klasse 4C der Grundschule auf dem Tempelhofer Feld:
angeregt durch ein Kinderbuch, das in Amerika erschienen ist "Mercedes and the
chocolate pilot"[siehe Beitrag learn english singing], hat das Projekt die
Zeitzeugin, auf deren Geschichte dieses Buch basiert, Mercedes Wild, angesprochen, den
Kindern aus ihrem Leben zur Kriegs- und Nachkriegszeit zu erzählen. Mit Unterstützung
der Airservice Berlin wurde dann mit den Kindern im Flughafen Tempelhof ein Rosinenbomber
angeschaut und mit dem Piloten gesprochen, der das Flugzeug heute für Touristen fliegt.
Ausschnitte aus Frau Wilds Erzählungen und den Fragen der Kinder, sowie aus dem
Kinderbuch, aber auch Interviews mit den Kindern werden auf der CD-ROM zu sehen sein.
Karin Redlich
Projektkoordinatorin
März 2005 Stadtteilzeitung
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