Künstler im Kiez: | ||||
Luisa Landsberg, Malerin Die Malerin Luisa Landsberg lebt und arbeitet seit einigen Jahren
hier im Kiez in der Fregestraße, eine Auswahl ihrer Arbeiten wird im kommenden Monat
gleich an zwei Orten zu sehen sein, einmal in der Gemeinschaftspraxis FeRA auf dem
Gelände des Wenckebach-Krankenhauses und dem Bildungs- und Beratungszentrum für Frauen
in der Lebensmitte "Raupe und Schmetterling". Das Tier dient nicht nur als Nahrungs- und
Bekleidungsquelle, bietet willfährige Arbeitskraft und leidet als Versuchstier an unserer
statt, es ist uns auch als Projektionsfläche vielfältiger Wünsche und Sehnsüchte
ausgeliefert. Im Tier suchen wir die verlorengegangene Paradiesseite des Lebens, es steht
im Einklang mit der Schöpfung, entzieht sich unseren Zurichtungen immer aufs Neue, bleibt
in seiner eigenen Sphäre für uns unerreichbar. Den Mangel, das
"Nicht-Richtig-Sein" in der Welt, kennt das Tier nicht. Es ist, wie es ist. Die
Gestalt der Tiere, ihr Flug und ihr Gang sind selbst in strengster Dressur noch
natürlich, nur ihnen selbst zu eigen. Ihre Anmut hat nichts künstliches und gerade das
macht sie für die Kunst interessant. Die Kunst sucht in den Tieren das Wahrhaftige
darzustellen und wir versuchen in der Kunst die Wahrhaftigkeit zu finden. Und noch etwas wird hier angedeutet; die Erscheinung des
Pferdes, sein luzide leuchtendes, weißes Fell stellt es in eine Reihe mit den Fabelwesen,
die seit jeher die Menschen fasziniert haben, den Einhörnern. Es verweist auf Poesie und
Dichtung, die Frau hingegen ist ganz der Realität verhaftet, trägt ein profanes T-Shirt
und, wie um die Nähe zum Tier zu legitimieren, einen Hut, der an einen Reithelm erinnert.
Bei der Betrachtung wird mit einem Male klar, dass es hier nicht das Tier ist, sondern der
Mensch, der unseres Mitgefühls bedarf, ein Mensch, der sich so vielen Zwängen ausgesetzt
sieht. Und dies ist auch die Sprache, die viele der Bilder Luisa Landsbergs sprechen. Ihre
Porträts sind von einer tiefen Menschlichkeit getragen, die uns auch in unserer
Unzulänglichkeit zeigen, ohne bloßzustellen. (1) Martin Walser:
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