Februar - Filmfestspiele, auch in
Friedenau und Steglitz? Nein, die "Musike" spielt jetzt am Potsdamer Platz. Das
war früher anders. Der
Titania-Palast an der Schloßstrasse gehörte seit seiner Eröffnung 1928 zu den
luxuriösesten Lichtspielhäusern Berlins. Im Jahr 1951 fanden die ersten Internationalen
Filmfestspiele hier statt. Doch danach wurde bezüglich des Standorts Kritik laut: Keine
Räume für Pressekonferenzen, schlechte Akustik, sogar die Nähe des Born-Marktes mit
seinen Fischständen wurden bemängelt. Der Anfang vom Ende?
Errichtet wurde der Titania-Palast 1926-27, genau zu der Zeit, als der Tonfilm seinen
Durchbruch hatte. Das Düsseldorfer Architektenteam Jacobi, Schloenbach und Schöffler
entwarf ein monumentales Gebäude, das dem damaligen Geschmack entsprach, man denke nur an
Filme wie "Metropolis". Licht kam als Gestaltungsmittel zum Einsatz, ein Novum
in der damaligen Zeit.
Ein fast dreißig Meter hoher Lichtturm setzt die Gebäude-Ecke markant in Szene: Hier war
der Beginn der Schloßstraße und der Eingang zur Traumwelt. Dieses architektonische Motiv
wurde in den letzten Jahren bei der Errichtung von neuen Gebäuden zitiert, z.B. bei dem
Bürogebäude "KU 70" von Helmut Jahn am Adenauerplatz.
Der Name "Titania" wird laut Literatur mit der "Titanic" in Verbindung
gebracht und war ebenfalls der seinerzeit aktuelle Trend, denn drei weitere Kinoneubauten
in den zwanziger Jahren wurden so benannt (Titania-Lichtspiele in Bottrop, Leipzig und
Stettin).
Doch mir erscheint eine andere Quelle möglich: Die Elfenkönigin "Titania" aus
dem "Sommernachtstraum" kann die Patin gewesen sein. Im starken Gegensatz zur
streng sachlichen Fassade war die gesamte Innenraumgestaltung von Rundungen im
Art-Deco-Stil bestimmt.
Meine eigenen Erlebnisse in diesem Haus beschränken sich auf einen Kochkurs bei der
BEWAG. Sehr profan, ich weiß. Aber ich lernte dieses Gebäude in der Phase des
Niedergangs kennen, und die BEWAG ist deshalb erwähnenswert, weil sie als fester Mieter
in den siebziger und achtziger Jahren dazu beitrug, dass der Titania-Palast vom Abriß
verschont blieb.
Erst 1984 stellte man die Fassade unter Denkmalschutz, da war aber von der inneren Pracht
nichts mehr übrig, weil im Zuge eines Umbaus in den sechziger Jahren das Gebäude
komplett entkernt und mit mehreren Geschossdecken versehen wurde.
1995 besann man sich auf die alte Tradition, es entstand wieder ein Kino im Haus. Diesmal
entsprechend der Marktbedürfnisse mit mehreren modernen Sälen. Als die Berichte über
die Renovierung erschienen, wurde ich gefragt: Titania-Palast, wo ist das in Steglitz? Er
war in Vergessenheit geraten. Und trotz der positiven Entwicklung der letzten zehn Jahre
würde ein bisschen Glamour von damals nicht schaden...
Marina Naujoks
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