Frau Knöttke und das Zeitgeschehen... | |||
Strümpfestopfen und
Mehlschwitzen
Da lese ick doch in unsre Zeitung, dit wir
wieder "armutsfähig" werden müssten. Wat soll'n dit nun
heißen? Na, sagt meine Mutter, denn fangen wir wieder an mit
Strümpfestopfen und Mehlschwitzen, die Frauen näh'n sich die Kleider
wieder selber, und Vata tapeziert die Wände. Da wer'n sich die Handwerker
aba freu'n, und inne Textilindustrie wer'n se janz schön dumm kieken,
wenn se auf ihre Klamotten sitzenbleiben. Meine Mutter kam mit dem ollen
Buch "Die 1000fache Fundgrube" an, da steh'n lauter Sachen
drinne, wat und wie man allet selber machen kann, die verrücktesten
Dinge, Briketts aus Zeitungspapier und so weiter. Als Kinder haben wir uns
dadrüber totgelacht. Sag ma, wollen die uns jetzt uff’n Arm nehmen,
oder wat? Armutsfähig! "Dit Glück wohnt in der kleinsten
Hütte", oder "Bescheidenheit ist eine Zier...", wat? Oder
vielleicht ooch "Schuster, bleib bei deinen Leisten!" Na danke,
dit kannste allet imma noch uff'm Kalenderblatt lesen, is noch nich
ausgestorben. Und wovon soll der Schornstein denn rauchen? Elfriede Knöttke Oktober 2004 Stadtteilzeitung < Inhaltsverzeichnis |