Wer aber weiß noch ...
Friedenau-Tag, Rheinstraßenfest - wir alle
kennen unsere Kiezaktivitäten. Wer aber weiß noch, dass es schon in den
dreißiger/vierziger Jahren einen kleinen Weihnachtsmarkt in der Rheinstraße gab? Für
mich in der Rheinstraße Aufgewachsene gehörte es einfach zur Vorweihnachtszeit,
dass vor
unserer Haustür Stände aufgebaut waren, auf denen wahlweise Spielsachen oder andere
Geschenkartikel angeboten wurden, alles von Kerzen oder Kaffeewärmern bis zu
"laufenden" Marienkäfern oder gestickten Weihnachtsdeckchen.
Stand an Stand reihte sich vom Rheineck (Walther-Schreiber-Platz) bis - ja bis zur
Roennebergstraße, oder sogar bis zur Kaisereiche? Ehrlich gesagt, ich weiß das nicht
mehr, es ist zu lange her. Auf jeden Fall nur auf "unserer", der linken
Straßenseite, und natürlich nur auf dem Bürgersteig. Sperrt man heute gleich die ganze
Straße für ein Straßenfest, so ging das damals schon wegen der Straßenbahn nicht, die
man ja nicht einfach umleiten konnte. Der Duft von gebrannten Mandeln wehte zusammen mit
Weihnachtsklängen aus Leierkästen die Rheinstraße entlang, und ich verlegte meinen
Schulweg, der mich normalerweise durch Kaiser(Bundes-)allee und Lefèvrestraße in die
Goßlerstraße führte, kurzerhand in die Roenneberg- / Stubenrauchstraße, um den Spaß
besser genießen zu können.
Als sich nach Kriegsende die Zeit nach und nach wieder normalisierte, wartete ich einige
Jahre lang auf "meinen" Weihnachtsmarkt und das "richtige"
Weihnachtsgefühl - vergeblich. Sie kamen nicht wieder, und ich wurde erwachsen.
Sigrid Wiegand
Redaktion Stadtteilzeitung
Dezember 2004 Stadtteilzeitung
< Inhaltsverzeichnis |