Aus dem Kiez in den Bundestag
Der Bundestagsabgeordnete Eckhardt Barthel gehört seit 1970 der SPD an.
Von 1983 bis 1998 war der Diplom-Politologe Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses.
Dort waren seine Schwerpunktthemen Umwelt-, Migrations- und Kulturpolitik.
Seit 1998 ist Eckhardt Barthel Mitglied des Deutschen Bundestages, wo er
sich besonders in der Kultur- und Medienpolitik sowie in der Innenpolitik
engagiert. Der kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion legt großen Wert
darauf, die "Bodenhaftung" zu seinem Wahlkreis weiter auszubauen.
Was ist das Besondere an Ihrem Wahlkreis Tempelhof-Schöneberg?
Dieser Wahlkreis ist sehr unterschiedlich strukturiert,
was die Arbeit in ihm besonders spannend und interessant macht. Geographisch
breitet sich der Wahlkreis von der Tauentzienstraße bis zur südlichen Stadtgrenze
aus. Mit über 330.000 Einwohnern leben hier rund zehn Prozent der Berliner
Bevölkerung. Vom Bewohner des Einfamilienhauses in Lichtenrade bis zum Mieter
im Schöneberger Altbau - hier findet sich jeder wieder.
Wie hält man als viel beschäftigtes Mitglied des Bundestages
Kontakt zu seinen Bürgern im Wahlkreis?
Das neu eingerichtete Wahlkreisbüro am Tempelhofer Damm
123 ist die zentrale Anlaufstelle für jeden Menschen mit seinen Anregungen,
Problemen und Nöten. Gemeinsam suchen wir dann nach Lösungen. Außerdem versuche
ich immer ein Politiker "vor Ort" zu sein und zu den Bürgerinnen und Bürgern
zu gehen. Ich besuche z.B. mit Vergnügen ein Konzert der Tempelhofer Sinfoniker.
Gerne biete ich auch Schulklassen Führungen durch den Reichstag an oder werde
von ihnen zu einem Gespräch eingeladen. Die erste Frage lautet oft: "Wie
viel verdienen Sie als Abgeordneter?" Spätestens in diesem Moment werden
alle aufmerksam und es ergeben sich interessante Gespräche, die mir große
Freude machen.
Ist es möglich, Engagement im Bezirk mit der Tätigkeit
als Abgeordneter zu verbinden?
Als Bundespolitiker bin ich natürlich an Entscheidungen
für die gesamte Republik beteiligt, trotzdem bemühe ich mich als Berliner
Abgeordneter um eine besondere Unterstützung für die Stadt. Gerade im Berliner
Kulturbereich können wir sehr zufrieden sein, geht doch ein Drittel der gesamten
Bundesmittel für Kultur in die Hauptstadt. Hier zeigt sich, dass sich die
Bundesregierung und die Regierungsfraktion ihrer Verantwortung für Berlin
bewusst sind. Die Förderung der Kulturszene ist mir besonders wichtig. Am
17. September z.B. gibt es im Wahlkreisbüro eine Ausstellungseröffnung, zu
der alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen sind. Zu sehen sind Bilder des
Künstlers Peter Wegner aus dem Bezirk. Diese Ausstellungen mit ortsansässigen
Künstlern haben schon Tradition.
Apropos Tradition - auch das Inselfest in Schöneberg
hat Tradition! Sie waren einer der Initiatoren.
Anfang der 70er waren wir eine Handvoll junger Leute,
die voller Tatendrang in den Ortsverein der SPD auf der "Roten Insel" eintraten.
Wir wollten die Welt verändern und damit konkret im Kiez beginnen. Die Idee
vom Inselfest entstand, als wir eine besondere Aktion für Kinder machen wollten.
Das lief damals ohne jeglichen Kommerz ab. Ganz frech gingen wir auf den
Rasen im Cheruskerpark und machten verschiedene Spiele mit den Kindern -
ohne Ärger mit den Behörden zu bekommen. Die Kinder waren hellauf begeistert
und wir waren es auch.
Wie wichtig sind Ihnen Traditionen?
Ich schließe mich dem Musiker Gustav Mahler an. Er sagte:
"Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern Weitergabe des Feuers."
Das Interview führte Anett Baron
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