Drum singe, wem Gesang gegeben
Angelika Frauke Hohmann
Schöneberg, Rote Insel. Ein paar Fußgänger sind vor einem Haus in der Gustav-Müller-Straße stehen geblieben und lauschen nun andächtig einem Musikstück, das aus einem halboffenen Fenster klingt. Es ist ein klassisches Stück mit Klavierbegleitung, gesungen von einer dramatischen Sopranstimme - ob das eine Arie der Callas ist? Abrupt hört die Musik auf "Weiter, sing weiter", rufen die Zuhörer und spenden der Sängerin Applaus.

Im Oktober 1977 zog die damals 27-jährige Angelika Frauke Hohmann auf die Rote Insel. Besorgt kündigte der Hauswart den Hausbewohnern den Einzug einer Sängerin an, die auch gelegentlich in ihrer Wohnung üben müsse. Aber die Hausgemeinschaft störte sich nicht an den kostenlosen Musikeinlagen, sondern weiss bis heute die Sangeskunst der sympathischen Sopranistin mit dem tiefen Timbre zu schätzen. Ganz im Gegenteil - wenn sie nicht singt, fürchten die Nachbarn, sie könne krank sein oder sie wähnen sie im Urlaub.
Schon im zarten Alter von sieben Jahren sammelte Angelika Hohmann, unterstützt von ihren ebenfalls musikbegeisterten Eltern, erste Gesangserfahrungen als Solistin, welche Ihren späteren Lebenslauf entscheidend beeinflussen sollten.
"Der Gesang ist ein Geschenk Gottes"
Freude und Dankbarkeit empfindet die gebürtige Düsseldorferin dafür, dass es ihr vergönnt ist, ihre Gefühle im Gesang ausdrücken zu können. Gesang ist ihr Leben - dafür existiert sie.

Um sich in den 80er Jahren ihren Lebensunterhalt und den Gesangsunterricht bei dem bekannten Kammersänger Anton Metternich finanzieren zu können, jobbte sie zunächst als Arztsekretärin. In dieser Zeit erwarb sie auch über den Zweiten Bildungsweg ihr Abitur und begann bis zu ihrer Zulassung zum Medizinstudium Musikwissenschaft zu studieren. Nach dem Abschluss den Physikums wandte sie sich nach reiflicher Überlegung der Psychologie zu. Seit 1995 ist sie aktiv im Gemeindekirchenrat tätig. Sie baute den Chor der St. Elisabeth - Kirche mit auf, den sie auch zeitweise tatkräftig mit ihrer Stimme unterstützte, ebenso wie den Chor der Königin-Luise- und Silas-Kirchengemeinde.
Zu hören ist die "Nachtigall der Gustav-Müller-Straße", wie sie liebevoll von ihren Freunden und Bekannten genannt wird, des öfteren zusammen mit Sängerinnen und Sängern des Musiktheaters Zehlendorf sowie der Phantastischen Oper Berlin im Spenerhaus in der Leberstraße.
Derzeit laufen trotz sommerlicher Temperaturen u.a. die Proben für die "Winterreise" von Franz Schubert. Interessenten dieser oder anderer Gesangsdarbietungen achten bitte auf entsprechende Hinweise demnächst in unserem Veranstaltungskalender.

Birgit Geike
ehrenamtliche Redakteurin


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